Werner Hubert
Auch Werner Hubert war ein "Urgestein" des Deutschen Lokomotivbild-Archivs. Der Maschinenbau-Ingenieur war von 1922 bis 1933 bei der "Hannoverschen Maschinenbau A.G. vorm. Egestorff" (Hanomag) in Hannover beschäftigt.
In diesen Zeitraum dürfte das hier vorgestellte Foto fallen. Die bei der Hanomag gebaute Lokomotive 39 125 wurde 1925 neu an das Betriebswerk Hannover Ost ausgeliefert und war dort bis zum Januar 1928 stationiert. Die Person mit dem Hut vor der Lokomotive ist der etwa 30-jährige Ingenieur Werner Hubert selbst, den Auslöser der Kamera bediente also eine weitere Person. Aus dem Führerstandsfenster der Lok schaut der Lokführer (damals "Meister"), der Heizer darf auf der Tenderbrücke stehen.
Die Aufnahme ist sehr wahrscheinlich im Gleisvorfeld des Bahnbetriebswerkes "Hannover Ost" angefertigt. Im Hintergrund wären in diesem Falle die Häuser an der Leisewitzstrasse zu sehen.

Ein weiteres bislang unveröffentlichtes Foto von Werner Hubert zeigt die Elektrolokomotive E06 03 von der Seite im Bahnbetriebswerk Leipzig Hbf West im Jahre 1933.
Da man zu Beginn der Ellok-Entwicklung den Einzelmotorantrieb noch nicht beherrschte, konstruierte man folglich Fahrzeuge, die (analog der bekannten Dampflok-Antriebe) mit stangengekuppelten Antriebsachsen gebaut wurden. Die beiden schräggestellten Treibstangen waren mit einem großen Hauptmotor unter der großen Dachhaube verbunden. Diese Lok konnte vor Schnellzügen erfolgreich eingesetzt werden.
Werner Hubert hat diese detailreiche Fotografie 1933 in Leipzig angefertigt.

Auch dieses Foto ist bislang in der Literatur nicht bekannt geworden. Es zeigt die Schnellzuglokomotive S9 „Bromberg 912“ in einem Betriebswerk in Berlin. Die Baureihe S9 war, trotz konservativer Baukriterien, ab 1908 in der Lage, Schnellzüge mit 10 vierachsigen Schnellzugwagen zwischen Berlin Zoo und Hannover (253 Km) ohne Halt in 2 Stunden 50 Minuten zu befördern.
Die hier gezeigte Lok hat möglicherweise einen Schnellzug auf der Ostbahn von Schneidemühl gebracht und wird zur Rückfahrt vorbereitet. Das Foto von Werner Hubert könnte zum Ende des ersten Weltkrieges oder kurz danach entstanden sein.

Ein Meisterwerk.
Die kleine oldenburgische T2-Lokomotive hat es nach der Gründung der „Deutschen Reichsbahn-Gesellschaft“ im Zuge der Reorganisation des Betriebsdienstes nach Leipzig verschlagen und sie wurde hier dem Betriebswerk Leipzig-Süd zugeordnet.
Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die 1909 in Hannover gebaute Lokomotive etwa 25 Jahre alt und präsentiert sich in sehr gepflegtem Zustand. Man kann der Lokomotive ansehen, dass sie sorgfältig betriebsbereit gehalten wird.
Besonders ins Auge fallen die beiden Lokpersonale. Man kann kaum umhin, den Stolz und Ernst der Aufgabe - selbst auf den allerkleinsten Lokomotiven - auf den Gesichtern der beiden Personen ablesen zu wollen. Mit gebührender Würde trägt somit auch der „Meister“, also der Lokführer, weißen Kragen und Weste.
Für heutige Verhältnisse präsentieren sich die Bahnanlagen, die wir auf dem Foto im Hintergrund sehen können, in gut gepflegtem und ordentlichem Zustand.
In jeder Hinsicht haben wir somit ein historisches Foto vorliegen.

Werner Hubert bereiste im Höhepunkt seiner fotografischen Schaffenszeit nicht nur seine unmittelbare Umgebung, sondern auch weiter entfernte Orte, um dort die jeweiligen typischen Eisenbahnfahrzeuge zu dokumentieren. Eine Vorliebe musste er für die nördlichen Landesteile gehabt haben, denn wir verdanken ihm nicht nur das sehr umfangreiche Oeuvre über die Lübeck-Büchener Eisenbahn, sondern auch viele Bilder aus Hamburg und Umgebung. Hierzu zählt auch das Foto der preussischen G5.2-Lokomotive, die sich hier als 54 217 von der Heizerseite im Bahnbetriebswerk Hamburg Rothenburgsort auf einem Freistand neben dem Lokschuppen präsentiert. Die Lokomotive besitzt noch keine Luftdruckbremse und dürfte im Aufnahmejahr 1929 bestenfalls noch für gelegentliche Güterzugfahrten im Hafengebiet eingesetzt worden sein.
