Ein Beitrag zur Geschichte der Eisenbahnfotografie:
Mit Carl Bellingrodt im Sommer 1936 durch Niederschlesien
6.6.1936
An diesem Samstag fertigte CB 4 Standardaufnahmen der Lokomotive 38 1016 an. In Ermangelung konkreter Verortung wurden diese Bilder bislang nach Oels gedeutet, da die Lok laut lesbarer Beschilderung dem Bw Oels zugeordnet war.
Es spricht vieles dafür, dass diese Aufnahmen im Bw Breslau Hbf entstanden sind.
Kleiner Exkurs Bw Breslau Hbf
Dieses Betriebswerk geht auf die ersten Werkstätten der "Oberschlesischen Eisenbahn" zurück. Die Anlagen waren zunächst links und rechts der östlichen Ausfahrgleise des Oberschlesischen Bahnhofes gelegen und wurden im Zuge der kontinuierlichen Gleiserweiterungen schließlich in vergrößerter Form südöstlich der Ausfahrgleise neu errichtet. Zu den umfänglichen Bahnanlagen auf diesem Areal gehörten neben dem Betriebswerk auch noch das Reichsbahnausbesserungswerk, die Weichenwerkstatt, das Gleislager sowie eine Wagenwerkstatt, später Betriebswagenwerk. Nordöstlich der Ausfahrgleise befanden sich die umfangreichen Güteranlagen und Ladegleise des Güterbahnhofes Breslau Hbf (betriebliche Bezeichnung Breslau Ost) sowie Anschlussgleise privater Anlieger. Bild 15b zeigt die Situation um 1942 im Überblick aus einem verzerrten Gleisplan der RBD Breslau:
Dem großen Rechteck-Lokschuppen des Bahnbetriebswerkes waren Lokbehandlungsanlagen (Bekohlung,
Wasserversorgung und eine der Drehscheiben) in westlicher Richtung vorgelagert, die Zufahrgleise aus
beiden Richtungen waren südlich der Wagenwerkstatt (im Plan mit "Y" bezeichnet) gelegen.
Kommen wir zurück zu den Bildern von Carl Bellingrodt.
Bild 15 zeigt die Aufnahme der 38 1016 von schräg rechts vor einer Drehscheibe. Eine
Ausschnittvergrößerung hinter dem Tender zeigt eine markante Fußgängerbrücke, eine Uhr und eine
Lokomotive der Baureihe 93 in einiger Entfernung:
Gut erkennbar ist ein Halbparabel-Obergurt dieser Fußgängerbrücke.
Diese Ausführung kann auch sehr gut aus dem Schattenbild einer Luftaufnahme der alliierten Streitkräfte von 1945 nachvollzogen werden:
Dieser Mittelteil der Fußgängerbrücke überspannte pfeilerfrei 10 Gleise (also etwa 50m), darunter die 6 Hauptgleise der Bahnstrecken Breslau Hbf - Breslau Brockau und Breslau Hbf - Strehlen, 3 Zufahrts- und Abstellgleise zu (Trieb-)Wagenschuppen sowie zu einem südlich gelegenen Seiten-(Bereitstellungs-) Gleis.
Die anderen nördlichen und südlichen Brückenteile sind kürzer und weisen trapezförmige Hauptträger, also ohne Bogen, auf. Die Brücke ist auch heute noch vorhanden:
Gut erkennbar ist ein Halbparabel-Obergurt dieser Fußgängerbrücke.
Diese Ausführung kann auch sehr gut aus dem Schattenbild einer Luftaufnahme der alliierten Streitkräfte von 1945 nachvollzogen werden:
Dieser Mittelteil der Fußgängerbrücke überspannte pfeilerfrei 10 Gleise (also etwa 50m), darunter die 6 Hauptgleise der Bahnstrecken Breslau Hbf - Breslau Brockau und Breslau Hbf - Strehlen, 3 Zufahrts- und Abstellgleise zu (Trieb-)Wagenschuppen sowie zu einem südlich gelegenen Seiten-(Bereitstellungs-) Gleis.
Die anderen nördlichen und südlichen Brückenteile sind kürzer und weisen trapezförmige Hauptträger, also ohne Bogen, auf. Die Brücke ist auch heute noch vorhanden:
Bild 16 zeigt dieselbe Lokomotive von rechts. Die Lok steht vor einer Drehscheibe. Hinter dem Tender
ist meines Erachtens in einiger Entfernung der (Trieb-)Wagenschuppen nördlich der Ausfahrgleise zu
erkennen.
Vor der Lok sehen wir einen markanten Baum, den wir uns im gleislosen westlichen Vorfeld der Wagenwerkstatt "Y" im Bild 15a vorstellen müssen. Der Baum steht unmittelbar an einem Löschteich. Sowohl der Baum, als auch die Drehscheibe sind auf zwei historischen Aufnahmen (internet-Fundstück) aus Anfang der 1940er Jahre gut erkennbar.
Vor der Lok sehen wir einen markanten Baum, den wir uns im gleislosen westlichen Vorfeld der Wagenwerkstatt "Y" im Bild 15a vorstellen müssen. Der Baum steht unmittelbar an einem Löschteich. Sowohl der Baum, als auch die Drehscheibe sind auf zwei historischen Aufnahmen (internet-Fundstück) aus Anfang der 1940er Jahre gut erkennbar.
Bild 17 zeigt die Lok von schräg links. Oberhalb der Pufferbohle erkennen wir eine Schuppenwand mit
großen Fenstern, die Fenster-Stürze sind gebogen. Das Dach trägt ein Oberlicht.
Nach meinem Dafürhalten handelt es sich um 3 der 4 Fenster des Schuppens der Wagenwerkstatt. Wie schon aus dem Plan Bild 15a erkennbar hatte der nördliche Teil des Schuppens keine Tore nach Westen, sondern eine Fensterfront. Die Zufahrt zu diesen Wagenständen erfolgte damals ausschließlich von der Ostseite. Die Wagenwerkstatt ist heute noch als solche im Betrieb. Die PKP hat für drei der vier Schuppengleise nach dem Krieg Ausfahrtore nach Westen eingebaut. Aufnahme aus südwestlicher Richtung:
Nach meinem Dafürhalten handelt es sich um 3 der 4 Fenster des Schuppens der Wagenwerkstatt. Wie schon aus dem Plan Bild 15a erkennbar hatte der nördliche Teil des Schuppens keine Tore nach Westen, sondern eine Fensterfront. Die Zufahrt zu diesen Wagenständen erfolgte damals ausschließlich von der Ostseite. Die Wagenwerkstatt ist heute noch als solche im Betrieb. Die PKP hat für drei der vier Schuppengleise nach dem Krieg Ausfahrtore nach Westen eingebaut. Aufnahme aus südwestlicher Richtung:
Bild 18 zeigt die Lok von links. Hinter dem Tender erkennen wir einen Schuppen mit Rundbogentoren.
Davor steht ein Kranzug. Der Schuppen trägt ein Oberlicht, über den Toren gibt es einen markanten
Dachvorsprung mit einer Dachrinne.
Die Tore sind noch heute gut erkennbar:
Die Tore sind noch heute gut erkennbar:
Der Dachvorsprung von den Ausfahr-Toren West ist ebenso verschwunden, wie das Oberlicht über fast die
ganze Länge des Wagenschuppens. Eine Erklärung hierfür könnte sein, dass bei Beseitigung der
Kriegsschäden und dem Wiederaufbau das Gebäude nicht in gleicher Weise repariert wurde. Die
Kriegsschäden sind aus dem Luftbild von 1945 sehr deutlich erkennbar.
Ergänzungen:
Auf dem Bw-Gelände im Bereich der ehemaligen Dampflok-Versorgungsanlagen stand 2006 noch ein
Bekohlungskran auf einem gemauerten Sockel, wie dies zu Länderbahnzeiten üblich war. Die besagte
Drehscheibe West ist nicht mehr vorhanden, man möge sie sich hinter dem Kran gelegen vorstellen. Vom
Uhrenmast konnte ich 2006 noch den abgeschnittenen Stumpf finden. Auch der Kran ist heute abgängig.
Den Wasserturm in der Ausfahrt sowie einen Teil der Fußgängerbrücke zeigt das Bild.
Auch in Oels gibt es eine Fußgängerbrücke über die Gleisanlagen. Weder die Form der Brücke, noch die
gesamte Umgebung in Oels lassen den Schluss zu, dass die Bilder der 38 1016 dort aufgenommen sein
könnten.