Rhena, 27.1.2018, Sonderzug mit 50 3501
Eisenbahnfotos
von Jürgen Hanelt

Ein Beitrag zur Geschichte der Eisenbahnfotografie:
Mit Carl Bellingrodt im Sommer 1936 durch Niederschlesien

Einleitung: Wie ich auf das Thema kam und wie es weiterging.


Seit über 2 Jahrzehnten bereise ich die Gebiete mit ehemalig deutscher Eisenbahn hinter Oder und Neisse. Auch im Rahmen meines Interesses für die großen Pioniere der Eisenbahnfotografie habe ich Berührungspunkte mit diesem Gebiet entdeckt und ich möchte mit diesem Beitrag eine Brücke zwischen den eigenen Erfahrungen und den Zusammenhängen zu den Bildern Carl Bellingrodts schlagen. In dieser Beitragsfolge soll es um die Reise von Carl Bellingrodt durch Niederschlesien im Juni 1936 gehen. Es sei der ergänzende Hinweis erlaubt, dass es auch noch einen Tagesbesuch von ihm in Stettin mit 6 Bildern am 1.Juli 1933 gegeben hatte.

Dieser Beitrag enthält Abbildungen der Fotografien von Carl Bellingrodt (für die freundliche Genehmigung dieser Bildzitate darf ich mich herzlich bei der Inhaberin der Urheberrechte, Frau Ursula Arlowski, bedanken), eigene Fotografien zur Verifizierung der Verortungen, gemeinfreies Kartenmaterial, Scans von Bildern und Postkarten sowie Fundstücke aus dem Internet. Da für diese Internet-Fundstücke in der Regel wegen des Alters keine Urheberrechte zu ermitteln sind, bitte ich gegebenenfalls Urheber um Mitteilung hierüber und werde dann die betreffende Abbildung aus dem Beitrag entfernen.

Von der ausufernden Praxis, Fotografien bekannter Bildautoren unter eigenem Namen (wenn auch mit dem Zusatz "Sammlung") zu veröffentlichen, möchte ich schon aus Respekt gegenüber den Urhebern, Abstand nehmen. Leider sind hiervon auch Aufnahmen betroffen, die ich mit einiger Sicherheit ebenfalls Carl Bellingrodt zuordnen würde, jedoch keine eindeutigen Belege für seine Urheberschaft habe, da sie unter den "Sammlernamen" publiziert worden sind. Ich lasse diese Bilder hier außer Betracht.

Nach Abschluss meines Beitrags werde ich ein pdf zum download zur Verfügung stellen, so dass der interessierte Leser oder die interessierte Leserin den gesamten Artikel speichern kann.

Es ist in der vorhandenen Eisenbahnliteratur über Carl Bellingrodt hinreichend darauf hingewiesen worden, dass er seine Foto-Reisen einerseits mit Freifahrtscheinen der Bahn und andererseits mit seinen jeweiligen Automobilen durchführte. Im Falle seiner Reise nach und durch Niederschlesien dürfte er mit sehr großer Wahrscheinlichkeit sein Auto benutzt haben. Die gesamte Reise begann am 25.5.1936 in Helsa (Hessen) und endete am 18.6.1936 in Ziegenhain (Thüringen). In diesem Zeitabschnitt belichtete er ca. 220 Fotoplatten (davon nach heutigem Stand mindestens 86 Stück in Schlesien) mit einem Gewicht von etwa 15 Kg, hatte seine Kamera mit Kassetten dabei (ca. 5,7 Kg) und sicherlich auch sein Kursbuch (ca. 2 Kg) zur Notierung der jeweils fotografierten Züge. Allein dieses Gewicht wäre im Zug nicht bequem transportabel gewesen. Außerdem hat er in Niederschlesien an mindestens 2 Orten fotografiert, die nicht nur mit dem Zug schlecht zu erreichen gewesen wären, sondern auch in dem entsprechenden Zeitfenster nicht zu schaffen waren.

Eine sehr große Hilfe bei der Recherche von Ort und Datum waren mir die beim DGEG-Verlag erschienenen "Bellingrodt-Kataloge" von Helmut Brinker (weitergeführt von Herrn Dietrich Bothe), dem posthum für seine an dieser Stelle geleistete Arbeit größter Respekt gebührt. Diese Angaben nehme ich als Grundlage in Fettschrift für Ort und Zeit der jeweiligen Aufnahme, auch wenn es erkennbar kleine "Unschärfen" in den Angaben gibt - doch darauf werde ich an der jeweiligen Stelle gesondert hinweisen. Ergänzt werden diese Informationen durch die weitere Bellingrodt-Literatur sowie Original-Fotoabzüge, die mir hier zur Verfügung stehen und rückseitig meist entsprechend von Herrn Bellingrodt beschriftet wurden.
Die später von Sammlern hinzugefügten Daten sind oft fehlerhaft und ich lasse sie großteils außer Acht. An der von einigen Menschen gepflegten Schelte an Carl Bellingrodt, was seine Angaben der unleserlichen Loknummern betrifft, möchte ich mich nicht beteiligen. Immerhin dürfen wir feststellen, dass Herrn Bellingrodt weder Computer noch Lok-Datenbanken nach heutigem Muster zur Verfügung standen, um im Zweifelsfall Verifizierungen wahrnehmen zu können.
Für die Zuordnung von Sonneneinfallswinkeln zu Ort und Zeit unterstützte mich die website "www.Sonnenverlauf.de".

Des Weiteren hat mir bei der Recherche zu den Bildern der Kleinbahnen das Buch von Andreas Christopher und Walter Söhnlein "Geschichte und Bahnen der Aktiengesellschaft für Verkehrswesen Band 1" große Hilfe gegeben.

In diesem Beitrag werden aus Gründen des historischen Bezugs die ehemaligen deutschen Ortsnamen benutzt. Bei Bildern aus der Zeit nach 1945 werden deutsche und polnische Ortsnamen genannt. Am Ende des Beitrags findet sich eine Tabelle zu allen genannten Orten.

Schlussendlich möchte ich mitteilen, dass dieser Beitrag zu einem nicht unerheblichen Teil auf der Herstellung von Zusammenhängen beruht. Nicht belegte, aber von mir aus dem Zusammenhang hergestellte Daten, kennzeichne ich in Schraffur fett. Die gemachten Angaben sind nicht absolut zu betrachten, die Belege jedoch sprechen eine deutliche Sprache. Auch vielen Eisenbahnfreunden gut bekannte Orte stelle ich nochmals in den Gesamt-Zusammenhang, ohne die Absicht, Leser langweilen zu wollen. Genaueren Aufschluss könnten letztendlich die Aufzeichnungen (Notizbücher, Hotelrechnungen usw.) von Carl Bellingrodt selbst geben, sofern überhaupt noch vorhanden. Aus Gründen der Übersichtlichkeit und Semantik verwende ich in dem Beitrag für den Namen Carl Bellingrodt das Kürzel CB, was nicht als Geringschätzung ausgelegt werden möge. Über Ergänzungen von Bildmaterial sowie zusätzliche Informationen und Hinweise auf Fehler freue ich mich im Sinne einer konstruktiven Kritik.